Die historische Weihnachtskrippe in Lichtenborn – Die Verkündigung des Herrn

Die historische Weihnachtskrippe in Lichtenborn trug mit ihrem Erbauer Pfarrer Joseph Klassen ab 1920 zur Verbreitung des Krippenbrauchtums in der Eifel bei, denn noch in der Zeit um 1900 wurde das Weihnachtsevangelium in der Eifel als Weihnachtskrippe höchstens in den ansässigen Ortskirchen dargestellt.

Anfahrt

Die Krippe ist in der römisch-katholischen Pfarrkirche St. Servatius in 54619 Lichtenborn beheimatet. Lichtenborn ist eine Ortsgemeinde im Eifelkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Arzfeld an. Die Kirche selbst ist leicht zu finden, denn sie liegt am Ortsrand von Lichtenborn direkt an der B410. Schlank, hoch und imposant ragt sie in den Himmel und ist nicht zu übersehen.

Hintergrund

Pfarrer Joseph Klassen (* 27.11.1885 in Trier, + 20.2.1947 in Lichtenborn/Eifel) entstammte einer gutbürgerlichen kinderreichen Trierer Familie. Nach dem Studium der Philosophie und der katholischen Theologie empfing er am 01.08.1912 in Trier die Priesterweihe. Er war ein leidenschaftlicher Krippenbauer, und durch seine zahlreichen Reisen nach Süddeutschland und Österreich wurde seine Begeisterung für den Krippenbau noch weiter angefacht, denn in diesen Gegenden blühte das Krippenwesen vor allem in den ländlichen Regionen. Seine Liebe zum Krippenbau nahm Pfarrer Klassen 1918 mit seiner Versetzung nach Lichtenborn mit und machte das Krippenbauen in der Eifel publik. Seitdem steht in fast jedem Wohnzimmer der Eifel eine stilvoll geschmückte Weihnachtskrippe unter dem Tannenbaum.

Auch in Lichtenborn wurde die Krippe immer größer, und sie nimmt noch heute bis zu etwa 10 qm Fläche ein. Das Besondere an dieser Krippe sind nicht nur die bis zu 50 cm hohen historischen Figuren des damals im Bereich Krippenbau sehr berühmten deutschen Bildhauers Otto Zehentbauer (1880 -1961), sondern auch die verschiedenen Szenarien, in denen diese aufgebaut werden. Die Figuren sind darüber hinaus beweglich und können so in verschiedenen Szenen eingesetzt werden.

Die aufgebauten Szenen der historischen Weihnachtskrippe in Lichtenborn

Vom 1. Advent bis Mitte Februar werden im 14-tägigen Rhythmus die folgenden sechs Szenen dargestellt:

  1. Verkündigung,
  2. Herbergssuche,
  3. Geburt Christi,
  4. Epiphanie,
  5. Flucht nach Ägypten und
  6. Darstellung des Herrn im Tempel

Die Verkündigung des Herrn durch den Erzengel Gabriel

Ich habe vor, die hier genannten sechs verschiedenen Szenen nach und nach zu zeigen, und ich beginne mit der Episode „Verkündigung“.

Im christlichen Glauben wird am Fest der „Verkündigung des Herrn“ die Ankündigung der Geburt Christi an Maria durch den Erzengel Gabriel gefeiert. Es wird am 25. März begangen – neun Monate vor Weihnachten, hat aber adventlichen Charakter.

Die Verkündigung des Herrn wird im Lukasevangelium so erzählt:

„Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazareth zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.

Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.“

Die Ankündigung wird zugleich als Moment der Empfängnis verstanden. Die Jungfrauengeburt gilt als eigenständiges Mysterium des römisch-katholischen Glaubens.

Wegen des adventlichen Charakters des Festes der Verkündigung, und auch wegen der großen Bedeutung, die der Erzengel Gabriel hat, darf dieser natürlich auch in keiner festlich geschmückten Weihnachtskrippe fehlen.

Meine Bilder zum Fest der Verkündigung

In meinen Bildern zeige ich den Ablauf meines Besuches der historischen Weihnachtskrippe am 1. Dezember 2022.

Zunächst zeige ich die imposante Pfarreikirche St. Servatius in Lichtenborn und betrete anschließend das beeindruckende Gotteshaus. Die Krippe, in der die Verkündigung dargestellt wird, ist in dieser Episode sehr schlicht dargestellt. Sie ist auf einem antiken dunklen Holzpodest aufgebaut, und in den nächsten Bildern nähere ich mich der Krippe vom Eingang des Gotteshauses immer mehr, bis ich alles deutlich erkennen kann.

Links steht der Erzengel Gabriel mit ausgebreiteten Armen und Flügeln in einem hellen, fast weißen Gewand. Rechts, am anderen Ende der Bühne, sitzt Maria auf einem schön geschnitzten Stuhl und unterbricht das Stricken eines blauen Schals. Sie trägt einen roten Mantel, und ihr Hals und ihre Schultern sind dick in einen langen, weißen Schal eingewickelt. An der Rückenlehne ihres Stuhles hängt eine blaue, zusammengefaltete Decke. Ihren Fuß hat Maria ganz menschlich auf einer Wärmflasche stehen. Das Möbelinventar dazwischen ist aus dunkelbraunem Holz. Es ist schön geschnitzt, und bei näherem Hinsehen erkennt man auch, dass es antik ist. Zwischen beiden Personen hängt an der weißen Bühnenrückwand eine Taube; diese steht symbolisch für den heiligen Geist.

Ich beschreibe diesen Aufbau so ausführlich, um zu verdeutlichen, wie liebevoll selbst diese kleine Szene schon dargestellt ist.

Im weiteren Verlauf fotografiere ich diese Szene in verschiedenen Perspektiven, alles auf Stativ und mit Fernauslöser. Zeitweise benutze ich auch eine Taschenlampe, um den Erzengel Gabriel zu beleuchten. In der Vorstellung nämlich ist das Erscheinen eines Engels gleichzeitig mit dem Auftreten strahlenden Lichtes verbunden. Die so beleuchteten Bilder sind deutlich zu erkennen, und deshalb brauche ich nicht näher auf sie hinzuweisen.

Zum Abschluss werfe ich noch einen Blick auf den hinteren Teil des Kirchenraumes.

Der nächste Bericht folgt dann in etwa zwei Wochen.

Wer weitere Bilder zur Pfarrkirche St. Servatius sehen will, findet diese zum Beispiel hier in meinem Blog.