Die „Herbergssuche“ in der historischen Weihnachtskrippe in Lichtenborn ist die zweite Episode dieser Krippe und behandelt eigentlich eine ganz alltägliche Geschichte: Menschen in Not suchen in der Fremde eine Unterkunft, die ihnen Wärme, Nahrung, Ruhe, Sicherheit und Hilfe geben kann. Diese Geschichte ist leider auch heute noch sehr aktuell. Man denke nur an die vielen Menschen, die vor Hunger, Krieg, Unruhen oder anderen Lebensgefahren in fremde Länder flüchten und darauf hoffen, dass man ihnen dort Schutz und Hilfe gewährt.

Hintergrund der Herbergssuche

Den Hintergrund der Herbergssuche liefern in diesem speziellen Fall Maria und Joseph, die kurz vor der Geburt Jesu Christi genauso verzweifelt wie vergeblich eine Unterkunft in Bethlehem suchen. Beide sind aber nicht auf der Flucht, sondern durch eine Anordnung des Kaisers Augustus, der eine Volkszählung befohlen hat, hierhin gereist. Da von diesem Befehl viele Menschen betroffen sind, sind es auch nicht nur Kaltherzigkeit oder Habgier, die Maria und Joseph die Türen aller Herbergen verschließen, sondern oft schlicht eine randvolle Belegung der Unterkünfte.

Wer genaueres hierüber wissen will, findet in der Einheitsübersetzung des Lukasevangeliums folgenden Text, der allerdings sehr knapp ausfällt:

Einheitsübersetzung des Lukasevangeliums

„Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.“

Die Herbergssuche im Christentum

Die Herbergssuche wird im Christentum in der Adventszeit oft nachgespielt, und zwar nicht nur in Kirchen, sondern auch in Kindergärten, Schulen und auf Elternabenden. An dieser Herbergssuche lässt sich wunderbar ein Empfinden für Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und Barmherzigkeit, kurz Nächstenliebe, entwickeln und fördern.

Im christlichen Glauben hat „die Herbergssuche“ noch eine andere Bedeutung: Gott, der Schöpfer, das höchste Wesen, schickt seinen Sohn zu den Menschen auf die Erde, und zwar nicht zu den Mächtigen und Reichen, sondern zu den Ärmsten und Schwächsten: Jesus Christus wird als Kind in einem ungeheizten Stall geboren. Dieses Zeichen zeigt, dass Jesus Christus für alle Menschen da ist, und zwar besonders auch für die Armen und Notleidenden.

Ergänzung zum Krippenbauer Pfarrer Joseph Klassen

Wie ich schon hier in Teil 1 meines Blogs zur historischen Weihnachtskrippe geschildert habe, wollte der begeisterte Krippenbauer Pfarrer Joseph Klassen die Weihnachtskrippen in möglichst alle Wohnzimmer der Eifel bringen. Mit Begeisterung allein war dieses Ziel kaum zu erreichen; vielmehr ging Pfarrer Klassen sehr geschickt vor: Er zeigte der damals noch armen Bevölkerung der Eifel, welcher Reichtum in den heimischen Wäldern zu finden war: Alte knorrige Wurzeln, bizarres Geäst, Moos, Laub, Tannenzapfen, Steine mit Moosbefall usw. kosteten nichts und waren zum Krippenbau wunderbar geeignet. Mit der Begeisterung der Bevölkerung für den Krippenbau wuchs dann auch deren schöpferisches Potenzial, und so mancher schnitzte sich die Figuren dann schon mal aus Futterrüben. Mit etwas Pech war dann der Futterrüben-Joseph am nächsten Morgen von Mäusen gefressen oder Maria angeknabbert – dann schnitzte man halt eine neue Figur.

Welcher Mittel sich Pfarrer Joseph Klassen noch bediente, erzähle ich in meinen nachfolgenden Blogs zur historischen Krippe in Lichtenborn. Dort werde ich dann auch berichten, wer dem „Krippenpfarrer“ – wie Pfarrer Joseph Klassen auch oft genannt wird, hilfreich zur Seite stand.

Aufbau der „Herbergssuche“ in der historischen Krippe in Lichtenborn

Den Aufbau der „Herbergssuche“, der zweiten Episode in der historischen Weihnachtskrippe in Lichtenborn, kann man schon beim Betreten des Gotteshauses sehen. Er steht an der linken Seite des Kirchenschiffes dicht vor dem Altar. Die Herbergssuche ist auf einem Podest mit beeindruckender Fläche aufgebaut. Dieses Podest wird unten durch eine schwarze Schürze abgeschlossen. Der Hintergrund des Aufbaus wird mit einer sorgfältig ausgewählten Fototapete gebildet.

Auf diesem Podest kann man dann die Schätze unserer heimischen Wälder sehen, mit denen Pfarrer Joseph Klassen vor etwa hundert Jahren die Eifelbevölkerung zum Krippenbau animiert hat. Diese Schätze sind so trefflich ausgewählt, kombiniert, sorgfältig und ideenreich aufgebaut, dass sie eine wunderschöne Kulisse für die Gestaltung der Szene mit den entsprechenden Figuren bilden. Jene von dem damals sehr berühmten Bildhauer Otto Zehentbauer hergestellten wunderbaren Figuren beeindrucken den Betrachter, weil sie von Kopf bis zu den Zehennägeln sorgfältig geschnitzt sind – zumindest in den unbekleideten Körperteilen. Die Figuren sind darüber hinaus mit sehr viel Liebe zum Detail bekleidet und ausgestattet – hier sagen meine Bilder mehr als viele Worte.

Beim Betrachten und Fotografieren dieser „Herbergssuche“ in der historischen Krippe wird mir einiges klar:

  • Herr Gerd Staus, der seit dem Jahr 2000 als hauptverantwortlicher Krippenbauer der historischen Weihnachtskrippe in Lichtenborn tätig ist, führt das Werk des Pfarrers Joseph Klassen in außerordentlich beeindruckender Weise fort. Der Aufbau der Szene „Die Herbergssuche“ offenbart großes Können, Ideenreichtum und Geschick, und sie zeigt, wieviel Herzblut Herr Staus in den Bau dieser Krippe steckt. Mehr über Herrn Gerd Staus werde ich in einer meiner nächsten Szenen im Blog zu der historischen Krippe in Lichtenborn schreiben.
  • Krippenbau ist eine Kunst, und
  • diese Kunst ist ansteckend.

Meine Bilder zur „Herbergssuche“ in der historischen Krippe

Meine Bilder zur „Herbergssuche“ in der historischen Weihnachtskrippe in Lichtenborn habe ich am Vormittag des 12. Dezembers gemacht. Dazu und zum Betrachten dieses wunderbaren Aufbaus habe ich mich in Krippennähe etwa zwei Stunden aufgehalten.

Besuchern, die nicht nur einen kurzen Blick auf dieses Szenario werfen wollen, kann ich nur empfehlen, sich warm anzuziehen, denn bei den vorherrschenden Außentemperaturen und dem Energiemangel ist es in der Kirche sehr kalt.

Meine Bilder sind wieder ohne Blitz, aber mit Stativ und Fernauslöser aufgenommen. Sie beginnen mit dem ersten Blick auf das Krippenszenario beim Betreten der Kirche. Einige anschließende Bilder verschaffen dem Betrachter einen Überblick. Zum Schluss folgen einige Detailaufnahmen der „Herbergssuche“ in der historischen Weihnachtskrippe in Lichtenborn.

Wer weitere Bilder zur Pfarrkirche St. Servatius sehen will, findet diese zum Beispiel hier in meinem Blog.